Lebenswissenschaft als Herausforderung der Geschlechterforschung
Gender Studies Ringvorlesung im Wintersemester 2004/2005 Ruhr-Universität Bochum
Die modernen Biowissenschaften wie die Genomforschung, die Zellbiologie, die Biochemie, die Neurowissenschaften, um nur einige zu nennen, erheben den Anspruch „Lebenswissenschaften“ zu sein. Sie und mit ihnen einhergehend die Biotechnologien produzieren Wissen und Techniken, die Vorstellungen und Bedeutungen von Leben und Sterben, Krankheit und Gesundheit sowie Frauen und Männern maßgeblich beeinflussen. Ihre Erkenntnisfortschritte in der Hirnforschung, Molekularbiologie oder Genetik und die technischen Anwendungsmöglichkeiten stellen die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Kultur, Mensch und Technik neu und scheinen traditionelle Grenzmarkierungen zu verschieben. Hierbei ergibt sich ein durchaus paradoxes Bild: Während mit der durch die Lebenswissenschaften geschaffene Implementierung von Artefakten und Fakten in den Alltag (Stichworte artifical life, Gen- und Reproduktionstechnologien, Transplantationsmedizin, Neuro- und Bioinformatik, Nanotechnologien) sich einerseits bisherige Dichotomisierungen von Natur und Kultur, Mensch und Maschine, Körper und Geist sowie Sex und Gender auflösen lassen, erklären die Lebenswissenschaften andererseits Phänomene, die als kulturell und sozial konstruiert gelten, aus einer biologischen und physiologischen Perspektive und beanspruchen hier Definitionsmacht. Die Ringvorlesung thematisiert aus inter- und transdisziplinärer Perspektive die Herausforderungen, die sich durch die Entwicklung und Expansion der Lebenswissenschaften für die Geschlechterforschung stellen. Die Ringvorlesung ist eine öffentliche Veranstaltung im Rahmen des zukünftigen MA- Studienfachs Gender Studies –Kultur, Kommunikation, Gesellschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Veranstaltungszeit:
Vom 18. November 2004 – 3. Februar 2005, jeweils donnerstags 18 Uhr im HGB 30 (Beachten Sie die Ausnahme am 15. Dez. 2004)
Planung:
Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky
Lisa Mense, Dipl. Soz.Wiss.
Charlotte Ullrich, Dipl. Soz.Wiss
Kontakt:
Lisa Mense
Koordinationsstelle
RUB-Netzwerk Geschlechterforschung/ Gender Studies
Fakultät für Sozialwissenschaft
GC 04/161
Ruhr-Universität Bochum
44780 Bochum
Tel.: 0234 / 32-28 133
E-Mail: lisa.mense@rub.de
Programm:
Eröffnung der Vorlesungsreihe
Donnerstag, 18. November 2004 – HGB 30
Konstruktivistische Ursprungsphantasien und ihre Kritik
Astrid Deuber-Mankowsky, Institut für Medienwissenschaft Ruhr-Universität Bochum
Donnerstag, 2. Dezember 2004 – HGB 30
Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn? Ein kritischer Blick auf das „sexed brain“
Sigrid Schmitz, Biologin und Hochschuldozentin an der Universität Freiburg
Mittwoch, 15. Dezember 2004 – HGB 20
Leben jenseits von Energie und Materie – zum radikalen Bruch des Lebensverständnisses der Biologie im 20. Jahrhundert
Kerstin Palm, Biologin und Wissenschaftliche Assistentin in der Kulturwissenschaft der HU Berlin
Donnerstag, 6. Januar 2005 – HGB 30
Life Sciences on Display 1900/2000. Natur- und Selbsterlebnisse im Museum
Ulrike Bergermann, Medienwissenschaftlerin, Mitarbeit im Bremer Frauenkulturlabor Thealit
Donnerstag, 20. Januar 2005 – HGB 30
Von kollektiver zu individueller Selbstbestimmung? Leben, Körper und Reproduktion in den Diskursen der Frauenbewegung
Ilse Lenz, Fakultät für Sozialwissenschaft Ruhr-Universität Bochum
Donnerstag, 3. Februar 2005 – HGB 30
Emergente moralische Praxen und Momente des Subjekts. Zur ethnographischen Wissensproduktion im Feld neuer Reproduktionstechnologien
Michi Knecht, Institut für Europäische Ethnologie, HU Berlin
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